Im Vorfeld des Internationalen Tags der Menschenrechte am 10. Dezember fordert die Politische Interessenvertretung behinderter Frauen im Weibernetz e.V. flächendeckend barrierefreie gynäkologische Praxen.
„Auch 13 Jahre nach In-Kraft-Treten der UN-Behindertenrechtskonvention haben Frauen mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen noch keinen annähernd gleichwertigen Zugang zur gynäkologischen Versorgung, wie ihn Artikel 25 der UN-Behindertenrechtskonvention vorsieht. Im Gegenteil! Es gibt deutschlandweit nur drei bis vier Spezialambulanzen beziehungsweise spezielle gynäkologische Sprechstunden für Frauen mit Behinderung“, empört sich Brigitte Faber, Projektleiterin der Politischen Interessenvertretung und seit 25 Jahren aktiv in diesem Themenbereich.
Dabei mangelt es nicht an (wissenschaftlicher) Erkenntnis. Zuletzt kam 2016 eine Evaluation im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums zu dem Ergebnis, in Deutschland gebe es eine defizitäre gynäkologische Versorgungssituation für Frauen mit Behinderung mit langen Wartezeiten und Anfahrten. In der Folge lassen sie häufig gar keine Vorsorgeuntersuchungen durchführen.
„Es fehlt an allem“ führt Faber aus. „Beispielsweise an höhenverstellbaren Untersuchungsstühlen, rollstuhlgerechten Toiletten, blindengerechter Kennzeichnung und Ausstattung der Praxen, Beratung und Informationen in Gebärdensprache und Leichter Sprache. Hinzu kommt, dass ein höherer Zeitaufwand für Untersuchung und Beratung nicht vergütet wird. Das alles muss sich dringend ändern! Ansonsten bleiben Frauen mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen weiterhin außen vor, wenn es um Fragen der Verhütung, Schwangerschaftsbegleitung, Vorsorgeuntersuchungen und vieles mehr geht.“
„Also packen wir´s an!“ heißt es in dem neuen animierten Erklärfilm von Weibernetz mit Natalie, einer jungen Rollstuhlfahrerin, Sandra, einer Frau mit Lernschwierigkeiten und Carla, einer blinden Frau.
Die bundesweite Politische Interessenvertretung behinderter Frauen im Weibernetz e.V. streitet für die Verbesserung der Lebenssituation von Frauen und Mädchen mit Beeinträchtigung. Sie setzt sich gezielt für die Stärkung der Gleichstellung, der Gleichberechtigung und des Gewaltschutzes durch Partizipation und Vernetzung ein. Gefördert wird die Interessenvertretung vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
V.i.S.d.P.: Martina Puschke
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