Weibernetz appelliert: Kein Ableism bei der Beurteilung von Genesungschancen

Schild an einer Hauswand mit der Aufschrift Eingang, Patientenaufnahme, Zentrale Notaufnahme, Liegendkrankenvorfahrt
Foto: Weibernetz

Die Politische Interessenvertretung behinderter Frauen im Weibernetz e.V. fordert, dass bei der aktuellen Diskussionen um die Triage (im Falle fehlender Ressourcen zu entscheiden, wer den Vorrang bei medizinischer Behandlung erhält) und weiterer Maßnahmen, Menschen nicht behinderungsbedingt eine schlechtere Ausgangslage bei der Beurteilung haben dürfen.

Die Politische Interessenvertretung behinderter Frauen im Weibernetz e.V. fordert, dass bei der aktuellen Diskussionen um die Triage (im Falle fehlender Ressourcen zu entscheiden, wer den Vorrang bei medizinischer Behandlung erhält) und weiterer Maßnahmen, Menschen nicht behinderungsbedingt eine schlechtere Ausgangslage bei der Beurteilung haben dürfen.

Genauso wenig wie alte Menschen, wie Menschen mit einer anderen als der christlichen Glaubensrichtung oder Herkunft und so weiter. Das wäre sonst Altersdiskriminierung oder Rassismus oder Antisemitismus.

Wenn Menschen mit Behinderungen „hinten über“ fallen, wäre das Ableism (Ungerechtfertigte Ungleichbehandlung oder Diskriminierung aufgrund einer körperlichen, psychischen oder kognitiven Beeinträchtigung). Denn es würde anhand der Fähigkeiten ein Rückschluss auf die Erfolgschancen einer Behandlung gezogen werden.

Viel zu oft steht bei vielen von uns schon unter alltäglichen Bedingungen die Frage im Raum, ob Menschen mit Behinderungen per se schlechtere Chancen haben, gesund zu werden, wenn sie zum Beispiel eine Lungenentzündung bekommen. Gerade für diejenigen unter uns, die rund um die Uhr Assistenz benötigen. Die auf Beatmung angewiesen sind. Die aus körperlichen Gründen häufig ihren Alltag im Liegen verbringen.

Gerade in Stresszeiten, wenn es eng wird um Ressourcen, wie zum Beispiel Intensivbetten mit Beatmungsmöglichkeiten, ist es schwer, bestehende und unhinterfragte Denkweisen – gerade wenn sie gesellschaftlich sozusagen „überliefert“ sind – abzulegen.

Aber genau das muss passierern!

Es muss in diesen Zeiten einmal mehr das gesellschaftliche Bild von Menschen mit Behinderung hinterfragt werden. Menschen mit einer Behinderung haben nicht per se schlechtere Genesungschancen.

Um es klar zu sagen:

Wir haben volle Hochachtung vor den Leistungen des medizinischen Personals in diesen Zeiten! Wir wissen, dass eine ethische Abwägung im Falle des Ressourcennotstands eigentlich menschenunmöglich ist.

Wir appellieren jedoch dringend, sich möglicher Vorannahmen im Sinne des Ableism hinsichtlich einer Genesungswahrscheinlichkeit bewusst zu sein, bevor Deutschland in die Situation einer Triage gerät.

Brigitte Faber und Martina Puschke



Dieser Artikel ist verschlagwortet mit:

Zurück