Wieder zuhause angekommen, berichten Martina Puschke und Beatrice Gómez von der Politischen Interessenvertretung behinderter Frauen im Weibernetz, dass sich Frauen und ihre Verbündeten auf dem Global Disability Summit in Berlin einig waren: Die globalen Diskriminierungen von Frauen, Mädchen und gender-diversen Personen mit Beeinträchtigungen müssen auf dem nächsten Gipfeltreffen in drei Jahren deutlich stärker fokussiert und das Empowerment von Frauen und Mädchen gestärkt werden! Diese mit großem Applaus gesendete Abschlussbotschaft von Ruth Mkutumula von Disabled Women Africa, einer Dachorganisation behinderter Frauen aus 23 afrikanischen Ländern, webte sich wie ein roter Faden durch die vorangegangene Veranstaltung.
Im Hauptprogramm des Global Disability Summit 2025 gab es kein einziges Panel zur Lebenssituation von Frauen und Mädchen mit Beeinträchtigungen. Lediglich im Seitenprogramm fanden zwei Veranstaltungen statt, die trotz früher Uhrzeit aus allen Nähten platzten, so groß war der Andrang, so groß der Bedarf, sich zu vernetzen und gegen die weltweite Gender-Diskriminierung zu kämpfen und die feministische Solidarität zu feiern. Ein weiteres „Kamingespräch“ widmete sich den Diskriminierungen von LGBTIQ* Personen mit Beeinträchtigungen.
Die Kritik an der Entscheidung, Gleichstellungsthemen auf dem GDS 2025 keinen Platz einzuräumen, wurde bereits im Vorfeld von Selbstvertretungsorganisationen massiv kritisiert. Frauen aus der zivilgesellschaftlichen Vorbereitungsgruppe haben deshalb erstritten, dass zumindest am Vortag des Weltgipfels ein Workshop von Frauen mit Beeinträchtigungen stattfinden konnte. Danke an dieser Stelle Dinah Radtke und Maria Trümper von ISL! Mit lila Tüchern auf dem Kopf, am Handgelenk, an Taschen wurde in den folgenden Tagen des Kongresses die feministische Solidarität sichtbar.
Die beiden Weibernetz-Vertreterinnen haben das Gipfeltreffen auch dazu genutzt, sich mit Kolleginnen von Netzwerken behinderter Frauen aus anderen Ländern zu treffen, darunter u.a. Mexiko, Australien, Georgien.
Die Diskriminierungen von Frauen und Mädchen mit Beeinträchtigungen sind weltweit sehr ähnlich. Überall erfahren sie zwei-bis viermal häufiger geschlechtsspezifische Gewalt. Überall ist die gesundheitliche Versorgung hinsichtlich Frauengesundheit, Schwangerschaftsbegleitung, Verhütung etc. eine Herausforderung. Weltweit sind Frauen mit Beeinträchtigungen häufiger von Armut betroffen.
Die Forderungen auf allen Frauen- und Gendertreffen des Gipfels waren einhellig klar: Die Selbstvertretungen von Frauen und Mädchen mit Beeinträchtigungen müssen konsequent einbezogen werden – in allen Entscheidungsprozessen der Behinderten- und Gleichstellungspolitik. Sie müssen sichtbarer werden, sie müssen vor allen Dingen finanziell gefördert werden! Behinderte Frauen müssen verstärkt in führenden Positionen vertreten sein. Schließlich bestand Einigkeit darin, dass die sozialen Bewegungen angesichts des weltweit rauher werdenden Winds gegen Gender, gegen Diversität verstärkt zusammenarbeiten müssen. Das gilt nicht nur auf globalen Gipfeltreffen, sondern auch bei uns zuhause.