Bei der Durchsicht des Berichts fällt auf, dass zwar insgesamt ein differenziertes Bild für die Situation von Frauen, Männern und Menschen mit Migrationshintergrund gezeigt wird, bei der Situationsbeschreibung von Menschen mit Behinderung jedoch häufig die geschlechtsdifferenzierte Sicht fehlt.
Hinsichtlich der Berücksichtigung des Gender-Aspekts bei Menschen mit Behinderung ist entsprechend ein Rückschritt seit dem Jahr 2008 zu verzeichnen. Denn der 3. Armuts- und Reichtumsbericht traf geschlechtsdifferenzierte Aussagen zur schulischen Bildung, Erwerbstätigen- und Arbeitslosenquote sowie zur Höhe des Haushaltseinkommen behinderter Menschen, die in diesem Bericht fehlen.
In der Stellungnahme der Politischen Interessenvertretung behinderter Frauen im Weibernetz e.V. wir darauf hingewiesen:
- Es fehlen grundsätzliche Aussagen zu frühkindlicher Bildung von Mädchen und Jungen mit Behinderung, ebenso zum erschwerten Übergang auf den allgemeinen Arbeitsmarkt.
- Bei den Beschäftigungszahlen von Menschen mit Behinderungen fehlen geschlechtsdifferenzierte Angaben.
- Während im 3. Armuts-und Reichtumsbericht zusätzlich zu den Ergebnissen des Sozioökonomischen Panels (SOEP) auch die reale finanzielle Situation von Frauen und Männern mit Behinderung (Haushaltseinkommen) angegeben wurde, finden sich in diesem Bericht lediglich die Ergebnisse des SOEP. Zudem wird in keinem Kapitel auf die Situation von Frauen und Männern mit Behinderung eingegangen, die mit persönlicher Assistenz oder weiteren einkommens-und vermögensabhängigen Leistungen leben und infolgedessen kein „Reichtum“ erwirtschaften können.
- Neben der künftigen Initiative Inklusion wird von den aktuellen Eingliederungsleistungen berichtet, die erneut nicht geschlechtsdifferenziert dargestellt werden.